Belagsanierung mit dem Unimobil Verlegewagen von Probst
„Wir als Regensburger können doch unsere Brücke nicht von Auswärtigen pflastern lassen“, dachte sich Udo Leitner, Chef der gleichnamigen Pflasterbaufirma aus Pettendorf. Mit dieser Motivation bewarb sich seine Firma um die europaweite Ausschreibung zu einer örtlichen Brückensanierung – und gewann. Seit Oktober 2013 wird nun der Belag des in die Jahre gekommenen bedeutenden bayerischen Bauwerks «Steinerne Brücke» erneuert. Ein Beitrag von Wolfgang Böse-Lukas.
Die Steinerne Brücke in Regensburg gilt als Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst und ist die älteste erhaltene Brücke ihrer Art Deutschlands. In ihrer mehr als 860-jährigen Geschichte musste die knapp 308 Meter lange Naturstein-Gewölbebrücke so manche Last ertragen. Seit zwanzig Jahren gilt sie als Sanierungsfall. Das Naturstein-Mauerwerk hat besonders unter den Belastungen durch Umwelt und Verkehr gelitten.
Oberstes Ziel der Planer war eine behutsame, substanzschonende und denkmalverträgliche Sanierung der Brücke. Einfach hat man es sich dabei nicht gemacht: Um das Gesamtbild des Oberflächenbelages nicht eintönig erscheinen zu lassen, wollte man aus 18 verschiedenen Steinvarianten eine lebendige Oberfläche schaffen. Für den Belag hatte man sich für drei verschiedene Granitsorten entschieden: Flossenbürger Granit in den Farben Gelb/Grau und Blau/Grau sowie grauer Thansteiner – jeweils in sechs verschiedenen Größen. Zur Lösung dieser kniffligen Puzzle-Aufgabe wurde Kollege Computer befragt. Der erstellte schließlich aus insgesamt 13.600 Granitsteinen unterschiedlichster Steinvarianten per Zufallsgenerator ein stimmiges Verlegemuster.
Damit war zwar die Planungsphase gelöst. Aber für Leitner und seine Mitarbeiter machte es die komplexe Aufgabe dennoch nicht gerade einfacher. Das Planungs-Puzzle soll schließlich perfekt auf die Brücke übertragen werden. „Über die Auftragsvergabe habe ich mich wahnsinnig gefreut“ sagt der Ingenieur und Geschäftsführer Udo Leitner aus Pettendorf. „Die Fläche ist mit etwa 1.500 Quadratmeter zwar nicht besonders groß – ihre Bedeutung dagegen schon“. Die Anforderungen für die Pflasterer sind denn auch groß. Jeder einzelne Stein hat seinen festen Platz im Gesamtbild. Neben dem professionellen Handwerkszeug gehören darum der ausgedruckte Verlegeplan und eine gute Organisation zur Sanierungsarbeit zwingend dazu.
Um eine erste grobe Strukturierung zu erhalten, werden vom Steinhersteller die 18 verschiedenen Steinvarianten vorsortiert angeliefert. Für jeden Bauabschnitt müssen Leitners Mitarbeiter nun sauber vorarbeiten: die benötigten Steine für jede Reihe auf Palette vorsortieren, einzeln nach Plan beschriften und anschließend zur Verlegestelle bringen. Hochkonzentriertes Arbeiten ist hier absolutes Muss. Ein kleiner Fehler genügt – und es muss wieder von vorne angefangen werden. Und das will hier keiner.
Von der Palette werden die zwischen 36 und 104 kg schweren Steine mit Maschinenunterstützung verlegt. Bei der Sanierung setzt Leitner auf bewährte Anbaugeräte wie den Unimobil Verlegewagen von Probst. Der Unimobil Verlegewagen mit integriertem Vakuumgerät nimmt mittels Vakuum-Saugkraft die Steine schonend auf. Das funktioniert völlig energieautark, denn der Verlegewagen hat einen integrierten Stromerzeuger mit an Bord. Auf großen Rädern kann der Stein jetzt von einem Mitarbeiter leichtgängig zum planmäßigen Verlegeort gefahren werden. Bei ca. 840 Tonnen Steine, die insgesamt auf der Brücke verlegt werden, bedeutet dies eine enorme körperliche Entlastung für die Pflasterer.
Das Arbeiten mit Vakuumtechnik hat darüber hinaus den Vorteil, dass die Granitsteine sehr passgenau und dicht aneinander gelegt werden können. Der Bediener lässt den Auslegearm mit dem angesaugten Stein dafür bequem über einen Bediengriff ab und löst das Vakuum über einen Bowdenzug. Bei nicht optimaler Ablage kann der Stein einfach wieder aufgenommen und millimetergenau neu positioniert werden. Die Gefahr einer Beschädigung der Kanten ist im Vergleich zur Verlegung mit Klemmzangen wesentlich geringer.
Für den Abfluss des Niederschlagwassers auf der Oberfläche der Brücke müssen neben dem Granitstein-Puzzle zudem rund 590 lfm Rinnensteine verlegt werden, die jeweils bis zu 300 kg schwer sind. Für diese Aufgabe nutzen Leitners Mitarbeiter das Vakuum-Anbaugerät „Steinmagnet SM” von Probst, das mit einer speziell angefertigten Sondersaugplatte an die Situation angepasst wurde. Das Anbaugerät kann an jedes Trägergerät, wie z. B. einen Bagger, mittels Kette oder Schlupf angehängt werden. Durch einen integrierten Akku arbeitet der Steinmagnet dabei völlig energieautark, produziert keine Abgase und hat außerdem nur geringe Geräuschemissionen.
Die Baukosten für die Sanierung dieses „Wunders mittelalterlicher Ingenieurskunst“ belaufen sich insgesamt auf rund 20 Millionen Euro. Ende 2017 sollen die Arbeiten rund um das steinerne Puzzle abgeschlossen sein, sodass die Steinerne Brücke wieder eine harmonische Einheit mit dem UNESCO-
Welterbe Altstadt Regensburg bildet.