Bundesgartenschau Heilbronn 2019
Heilbronn investiert in seine Zukunft: Die Bundesgartenschau (BUGA) im Jahr 2019 ist der Motor einer Dynamik, mit der es gelingt, auf einer Gewerbebrache ein neues Stück Stadt zu entwickeln. Der technische Clou im Hintergrund: digitales Bauen.
Stadtausstellung: 22 Häuser plus eine Jugendherberge bilden den ersten Bauabschnitt des neuen Stadtquartiers Neckarbogen. Er legt den Grundstein als Teil der BUGA Heilbronn 2019. Mehrere Hundert Menschen werden bereits während der Bundesgartenschau in den Häusern und damit auf dem Gelände wohnen. In zehn bis 20 Jahren wird der Neckarbogen bis zu 3.500 Bewohner zählen, etwa 1.000 Menschen werden dort ihren Arbeitsplatz haben. Der Neckarbogen ist als lebendiger, urbaner Ort mit Geschäften und Lokalen geplant. Mit dieser erstmaligen Konstellation ist die BUGA Heilbronn 2019 eine Bundesgartenschau mit neuem Format: Sie ist Garten- und Stadtausstellung in einem. Zusätzlich zu den gärtnerischen Themen und Wettbewerben setzt sie sich intensiv mit Zukunftsfragen auseinander, wie Wohnen und Stadtentwicklung. In den Erdgeschossflächen der Stadtausstellung widmen sich Ausstellungen diesen Themen.
Je ein Drittel Bebauung, Landschaft und Wasser
Mit knapp 40 Hektar, etwa so groß wie 55 Fußballfelder, ist die BUGA Heilbronn eine vergleichsweise kompakte Bundesgartenschau. Je ein Drittel des Areals entfällt auf Freiraum, Bebauung und Wasserflächen. In Anlehnung an die Geschichte des Areals als ehemaliger Warenumschlagsplatz mit Hafenanbindung wurden zwei neue Seen angelegt – zusammen etwa drei Hektar groß. Direkt am Neckar gelegen, öffnen sich die bisher kaum zugänglichen Ufer und werden zu Park- und Erholungsraum, der auch über die Bundesgartenschau hinaus bestehen bleibt. Ebenso wie die Spiel- und Kletterlandschaft, die am Ufer des Karlssees in den Hafenpark integriert ist und bis zu 13 Meter in die Höhe ragt. Durch den Ausbau der Brücken und Wegverbindungen ist das Gebiet gut in das Heilbronner Verkehrsnetz integriert und auch mit anderen Stadtquartieren verbunden. Innerhalb der Ausstellung wird den Besuchern der Übergang in die neue digitale Welt demonstriert und verdeutlicht, was vernetztes Wohnen für Senioren, Menschen mit Handicap, Berufstätige, Eltern, Jugendliche und Kinder in Zukunft bedeuten kann.
Aushub unter Kampfmittelbegleitung
Eine der größten Herausforderungen bei diesem Projekt war die große Kampfmitteldichte: Weil das BUGA-Gelände mitten im Stadtgebiet nahe dem Hauptbahnhof liegt, war es im Zweiten Weltkrieg mehrfach Ziel von Bombenangriffen. Auf der rund 40 Hektar großen Baustelle wurden 13 Tonnen Kampfmittel aufgespürt und beseitigt. Darüber hinaus wurde auch viel Schrott ausgegraben. Der auffälligste Fund war wohl der gut erhaltene Bug eines alten Schiffswracks.
Zwei neue See-Anlagen
Der erste See (Karlssee) entstand auf einer 20.000 Quadratmeter großen Grundfläche. Er ist mit einer Wassertreppe, angrenzenden Sonnenterrassen und Sandstränden als abwechslungsreiche Erholungslandschaft konzipiert. Der zweite See (Floßhafen) umfasst rund 11.000 Quadratmeter und soll ebenfalls zu einem Ort mit Erlebnischarakter werden. Wolff & Müller hat die Bauleistungen für beide Seen vom Aushub bis zur Abdichtung innerhalb von nur vier Monaten erbracht. Die Betoneinfassungen wurden alle zeitgleich errichtet, was eine genaue Planung und Abstimmung erforderte. Anschließend wurden die Seenflächen mit Asphalt beziehungsweise Folie abgedichtet. Die Uferwände erhielten eine Abdeckung aus Sandstein. Im Mai und Juni 2017 wurden die beiden Seen mit Neckarwasser geflutet.
Digitale Werkzeuge auf der Baustelle
Auf der BUGA-Baustelle wurden modernste Werkzeuge und Methoden eingesetzt, um die Effizienz und Qualität der Arbeiten zu erhöhen und die Dokumentation zu vereinfachen. Zum Beispiel nutzte das ausführende Unternehmen Wolff & Müller das mobile Planungs- und Echtzeitsystem BPO Erdbau von Volz Consulting, um die Erdbewegungen zu dokumentieren Jeder Fahrer quittierte die Be- und Entladung seines Dumpers per App auf dem Smartphone. Das System sendete die Zeitstempel samt Koordinaten an einen zentralen Server. Dort standen sie in Echtzeit zur Verfügung, um den Baufortschritt auszuwerten. Auch das 3D-Laserscanning und Drohnenkameras dienten dem Bauunternehmen zur exakten Berechnung der bewegten Erdmassen. Mit dem Scanner Trimble TX5 konnte Wolff & Müller das Gelände innerhalb kürzester Zeit millimetergenau abtasten. Das Ergebnis war eine dreidimensionale Punktwolke als detailgetreues Abbild des Geländes. Daraus ließen sich beispielsweise Längen, Winkel, Volumenkörper oder Oberflächen berechnen. Die Drohnenkameras nahmen ebenfalls die Oberflächen auf und ermöglichten einen besonders exakten Vorher-Nachher-Vergleich – als Nachweis für den Bauherrn und zur Qualitätssicherung. Wolff & Müller gehört eigenen Angaben zufolge zu den Pionieren des digitalen Bauens.
Deutliche Vereinfachungen durch digitales Bauen
Das Projekt BUGA Heilbronn 2019 sei nicht zuletzt ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung digitaler Werkzeuge wie BPO Erdbau, Geländescanning und Drohnenkameras zur Überwachung und Dokumentation der Bauarbeiten, so Wolff & Müller. Denn die Baustelle BUGA sei für das Unternehmen ein sehr herausforderndes Bauprojekt gewesen. Durch die Innenstadtlage und deren Auswirkung auf die Verkehrsführung waren im Projekt BUGA Heilbronn 2019 sehr viele Schnittstellen zu koordinieren. Innerhalb des gesamten Geländes wurden mehr als 600.000 m3 Boden bewegt. Trotz erschwerter Bedingungen wie dem erhöhten Kampfmittelaufkommen und dem nicht tragfähigen Baugrund und trotz baubegleitender Planungsänderungen konnte Wolff & Müller die Maßnahme exakt nach Terminplan abwickeln – dank der Vereinfachungen durch digitales Bauen.