Formvollendete Gehölze als lebendige Kunstwerke

Der Garten ist ein uraltes Kulturgut – das mag im ersten Moment etwas paradox klingen. Doch tatsächlich haben die Anlage und Pflege einer eigenen grünen Oase eine lange Tradition. Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer ließen Teile der Landschaft so gestalten, dass sie ihren Wünschen entsprachen. Natürlich änderten sich im Laufe der Zeit zum einen die Maßstäbe zur Anlage eines Gartens – ob als Schlosspark oder Klostergarten, Lustgarten, botanische Sammlung oder schließlich als privater Hausgarten. 

Zum anderen variierten die Pflanzenauswahl- und -anordnung sowie die Farbgebung stark. Wollte man beispielsweise in den Barockgärten des 17. Jahrhunderts, dass Gehölze mit klaren, geometrischen Strukturen dominieren, setzte man im 18. Jahrhundert in den Englischen Landschaftsgärten alles daran, die Natur idealisiert nachzuahmen.

„Wie auch in der Mode sind im Gartenbau einige stilistische Elemente aber so beliebt, dass sie trotz all der Änderungen nie ganz von der Bildfläche verschwanden“, erklärt Gerald Jungjohann vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e. V. „Sie wurden modifiziert und etwas anders arrangiert, waren aber immer Teil der unterschiedlichen Trends. Ein Beispiel ist der Formschnitt. Mal bildeten die geschnittenen Sträucher den grünen Rahmen blühender Beete, mal waren sie Strukturgeber der gesamten Anlage, hin und wieder formten sie ganze Irrgärten oder fügten sich anmutig in eine ansonsten eher naturnahe Bepflanzung ein.“

Regelmäßiger Schnitt für kompakten Wuchs
Waren in Form gebrachte Gehölze bis vor wenigen Jahrhunderten ausschließlich in den riesigen Anlagen der Royalen und Reichen zu finden, sind sie längst auch ein beliebtes gestalterisches Mittel für den privaten Hausgarten. Am häufigsten sieht man Hecken, die als Sichtschutz und lebendige Grundstücksgrenze dienen oder die Gartenwege säumen. Mal wirken sie wie mit dem Lineal gezogen, mal schlängeln sie sich elegant über das Grundstück. Landschaftsgärtner können die Pflanzen auch zu bogenförmigen Durchgängen heranziehen, die zwei Heckenbereiche eindrucksvoll verbinden.

„Bei Hecken wird mit einem akkuraten Schnitt aus einer Vielzahl von Gehölzen eine durchgängige Einheit gebildet“, erklärt Jungjohann. „Je nach Größe der Sträucher braucht es dafür natürlich einige Jahre und einen regelmäßigen Schnitt, damit ein kompakter, dichter Wuchs entsteht.“ Bestens geeignet als Heckenpflanzen sind beispielsweise die immergrüne Eibe (Taxus baccata) oder die rotblättrige Blutbuche (Fagus sylvatica).

Gehölze in Gruppen arrangieren
Auch einzelne Gehölze lassen sich formschön in Szene setzen. Als Kugeln, Quader oder Kegel verleihen Solitäre dem Garten eine gewisse Ruhe und Ordnung. Landschaftsgärtner platzieren diese kunstvollen Gebilde gerne in abwechslungsreich gestaltete Rabatten, wo sie von Blühpflanzen, Farnen, Gräsern oder kleinen Sträuchern elegant umschmeichelt werden. Aber auch an exponierter Stelle, zum Beispiel an Wegrändern, neben der Terrasse oder im Vorgarten, kommen die grünen Skulpturen schön zur Geltung. Natürlich lassen sich auch mehrere der formschönen Gehölze in Gruppen arrangieren oder in verschiedenen Bereichen als wiederkehrendes Element einsetzen.

Alternativen zum Buchsbaum
Für Dynamik im Garten sorgen Spiralen oder lebhaft scheinende Figuren. „Für Schnittsolitäre empfehlen sich langsam wachsende Gehölze, da diese gut in Form zu halten sind. Besonders beliebt ist der Buchsbaum (Buxus). Leider hat dieser in letzter Zeit jedoch stark unter dem Schädling Buchsbaumzünsler zu leiden. Daher empfehlen wir, Alternativen zu pflanzen, wie Thuja (Thuja occidentalis), Stechpalme (Ilex aquifolium) oder Zypresse (Cupressus-Arten)“, erklärt Gerald Jungjohann.

„Größere Schnittmaßnahmen im Garten sind übrigens laut Bundesnaturschutzgesetz ausschließlich während der sogenannten Vegetationsruhe erlaubt, also zwischen Oktober und Februar. Ab dem 1. März darf zum Schutz für brütende Vögel nur noch für schonende Form- und Pflegeschnitte zur Schere gegriffen werden.“

 

Bildquelle: BGL