Grünflächen zur Unterstützung schnellerer Gesundung

Der Mensch ist von Pflanzen abhängig – sie versorgen uns nicht nur mit Nahrung und Sauerstoff, sondern sind auch für unser gesundheitliches Befinden unentbehrlich. Schon seit mehreren Jahrhunderten nahm man sowohl in östlichen als auch westlichen Teilen der Erde an, dass Pflanzen das physische Wohlbefinden anheben und so eine positive Wirkung auf den Menschen entsteht. Heute werden Pflanzen in urbanen Räumen sowohl außerhalb als auch innerhalb von Gebäuden viel genutzt.

Positive Aspekte von Begrünungen an Krankenhauspatienten
Untersuchungen haben ergeben, dass sich grüne Pflanzen direkt auf die Rekonvaleszenz und Aufenthaltsdauer von Krankenhauspatienten auswirkt. Es wurde bereits herausgefunden, dass schon bei fünfminütiger Betrachtung von Pflanzen und Natur der Blutdruck absinkt und es zur Muskelentspannung führt. Weiterhin wurde in mehreren Studien bewiesen, dass Patienten, die während ihres Krankenhausaufenthaltes auf eine Begrünung, z. B. ein Gründach, blicken konnten, weniger schmerzstillende Medikamente nehmen mussten und früher entlassen werden konnten. Folgende Wirkungen durch Grün können aufgeführt werden:

  • Linderung von Stress, Angst und Schmerzen
  • Verminderung von Aggression und Ärger
  • Muskelentspannung durch Stressabbau und leichte angemessene Tätigkeiten
  • Verkürzung der Genesungszeit
  • Verbesserung des psychischen Wohlbefindens
  • Steigerung der Konzentrationsfähigkeit
  • Steigerung der sozialen Kontakte
  • Steigerung der Erholung

Krankenhaus und Gebäudebegrünung – was ist möglich?
In ländlichen Gebieten befinden sich medizinische Einrichtungen meist in der Nähe von Parks oder Wäldern, die Patienten kommen also schnell in den Kontakt mit der Natur. In urbanen Räumen steht zumeist nicht so viel Platz zur Verfügung. Die Gebäudebegrünung bietet hier eine einfache Möglichkeit, dieser Problematik entgegenzuwirken. Innenraumbegrünung ist ein Mittel. In Pflegeheimen stellt es meist kein Problem dar, Topfpflanzen oder andere Begrünungen in die Räume zu integrieren. Ein Einsatz von Pflanzen in Krankenhäusern wird dagegen meist aus hygienischen Gründen nur in Eingangsbereichen und einigen Aufenthaltsräumen gestattet. Bei Fassadenbegrünungen an den Krankenhäusern müssen ebenso die hygienischen Bedingungen abgeklärt werden. Vor allem sollten die Pflanzen vor den Patientenzimmern keine Gesundheitsrisiken wie Allergien oder ähnliches auslösen.
Oft wird daher aus den vorab genannten Gründen bei medizinischen Einrichtungen und der Therapie mit Pflanzen an den Begriff des Therapie- bzw. Sinnesgartens gedacht. Ein Therapiegarten ist eine Anlage, die Raum und Ausstattungen für Gartentherapien und andere Aktivitäten mit Pflanzen sowie für Therapieformen ohne direkten Bezug zu Pflanzen bieten. Angesichts der vielen positiven Wirkungen auf die Patienten entstanden in den vergangenen Jahren zahlreiche dieser „heilenden“ Gärten. Der Kontakt mit dem naturnahen Umfeld kann den Körper zu einer inneren Ruhe bewegen und der Person, speziell dem Patienten, aus der Entspannung zu neuer Kraft verhelfen. Jedoch nimmt der Therapiegarten oftmals einen größeren Raum ein, den viele Krankenhäuser und Kliniken, insbesondere in urbanen Räumen, flächentechnisch nicht aufweisen können. Ein Blick nach oben kann allerdings zeigen, dass in kleinem Maße Flachdächer für diese Art Gärten als Ersatzfläche dienen können. Ambulante Patienten könnten so Zeit mit ihren Lieben außerhalb der Grenzen der Station verbringen, und Mitarbeiter des Krankenhauses, die den Tag im Büro verbracht haben, erfreuen sich in den Pausen der Farbenpracht der Begrünung.

Besondere Planungskriterien bei genutzten Dachgärten auf Krankenhäusern
Obgleich sich mit den heutigen Techniken beinahe alle Gebäude begrünen lassen, gilt es bei zugänglichen Dachflächen von medizinischen Einrichtungen, aufgrund der besonderen Nutzungsbedürfnisse vorab zusätzliche Details zu klären:
Die Barrierefreiheit sollte in den Zugängen des Gartens als auch auf dessen Wegen gewährleistet sein. Sind die Bereiche auch für Rollstuhlfahrer zugelassen, sollten die Wege zudem breit genug sein.
Abhängig von der Art der Klinik müssen die geeigneten Absturzsicherungen installiert und die richtige Pflanzenwahl getroffen werden. Beispielsweise sollten bei Einrichtungen, die sich auf Psychologie und Psychotherapie konzentrieren, die Absturzsicherungen hoch genug sein, damit nicht darüber geklettert werden kann (z. B. mittels Glaswände) und alle Pflanzen maximal eine Höhe aufweisen, sodass im Stehen der ganze Garten zu überblicken ist. Dies dient dem Schutz der Patienten.

Einrichtungen bei Dachgärten
Sind diese Kriterien erfüllt, gilt es, das „Therapie- und Erholungsdach“ abhängig von der Nutzergruppe zu gestalten. Dafür sind fast keine Grenzen gesetzt:
Unabdingbar sind Sitzmöglichkeiten (z. B. Bänke, Sitzgruppen oder Liegestühle) und die richtige Beleuchtung des Gartens. Genauso sollten Pergolen oder Pavillons als Sonnenschutz installiert werden. Wasser ist eines der wichtigsten Elemente auch für die Bauwerksbegrünung. Speziell für Dachgärten auf Krankenhäusern wirkt es belebend. Egal ob als Brunnen, Teich, Bachlauf oder nur einfaches Vogelbecken, dient das Wasser als Sinneselement. Außerdem erstellt es ein lokales Mikroklima rund um die Pflanzen und zieht damit Insekten und Libellen an, was sich positiv auf die Biodiversität auswirkt. Durch Sport- und Spielplatzflächen kann den Patienten besonders geholfen werden, da somit Bewegungstherapien im Freien stattfinden können. Auf größeren Dächern sind Basketballfelder oder sogar Laufstrecken möglich, während auf kleineren Dächern z. B. Außenschachfelder, Tischtennisfelder oder Sandkästen eingeplant werden könnten. Im Rahmen von Therapien können Kunst- und Spielobjekte für die Außenanlage angefertigt werden.

Therapiemöglichkeiten auf Gründächern

  • Auf begrünten Dächern können Therapien in verschiedenen Formen stattfinden, beispielsweise:
  • Bewegungstherapien
  • Training der Motorik bzw. der Gehfähigkeit bei älteren Patienten
  • Genusstraining
  • Körperwahrnehmung
  • Einbindung der Patienten in Verantwortlichkeiten
  • kleinere Gartentätigkeiten
  • Entspannungstherapien
  • Therapie mit Kleintieren

Fazit
Die Möglichkeiten, die Therapiegärten auf Dächern bieten, sind vielseitig. Positive Gefühle wie Ruhe und Freundlichkeit werden durch die Begrünungen erhöht, während negative Emotionen wie Angst, Wut und Traurigkeit vermindert werden. Dachbegrünungen, insbesondere nutzbare Dachgärten, sollten sich als ein wichtiger Bestandteil des Nachhaltigen Bauens bei Krankenhäusern etablieren.
Autor: M.sc. Felix Mollenhauer , BuGG

Bildquelle: BUGG