Profi-Job für Landschaftsgärtner: (Über)Lebenshilfe für Stadtbäume

Über die Bedeutung unserer grünen Lungen in den Städten brauchen wir nicht zu diskutieren. Über deren ­Probleme und mögliche Lösungen hingegen müssen damit befasste ­Landschaftsgärtner umfassend informiert sein. Neu gepflanzt, nicht richtig angewachsen? Jahrzehnte alt, plötzlich krank? ­Lösungen für Stadtbäume präsentiert Meyer aus Rellingen auf der GaLaBau.

Von unten (Wurzelbereich) nach oben (Stamm­bereich) gibt es an Stadtbäumen zahlreiche Problemzonen und dazu passende Lösungsansätze. Ein paar besonders Wichtige hat Meyer für die Darstellung auf der Fachmesse GaLaBau in Nürnberg herausgearbeitet:

Problemzone Boden

Städtische Böden erfüllen hinsichtlich ihrer Wasserhaltekraft, des Porenvolumens und der Nährstoffversorgung selten die Anforderungen der Stadtbäume für eine gesunde und nachhaltige Entwicklung. Mit Terracottem Universal bietet Meyer hier einen all-in-one Bodenverbesserer an. Lava lockert darin die Bodenstruktur und bringt Sauerstoff in tiefere Schichten. Ein Wasserspeichergranulat sorgt für eine gute Wiederbenetzbarkeit des Bodens sowie für effiziente Wasserspeicherung und -abgabe. All das über acht Jahre lang! So verliert auch stressiger Stadtboden seinen Schrecken für den Straßenbaum!

So klappt das mit der Verankerung!

In seinen ersten drei Stand­jahren benötigt der Stadtbaum eine Verankerung. Noch ist er anfangs zu wenig
fest eingewurzelt, um sich gegen stürmische Winde sicher zu wehren. Der Pfahl-­Dreibock, lange verwendeter Standard zum Anbinden frisch gepflanzter Stadtbäume, stört heute das moderne Stadtbild. Oft wird er schlichtweg „vergessen“. Jegliches Binde­material kann den Stamm einschnüren. Besser ist daher von vornherein eine unterirdische Verankerung mittels Drahtseilsystem. Das Platimat-System von Platipus ist ebenso einfach wie effizient einzubauen. Mit ein wenig Übung ist ein Baum  in wenigen Minuten verankert. Die hierbei verwendete Ratschen-Vorrichtung entstammt nicht etwa der Ladungssicherung. Sie wurde vielmehr speziell für die Ballenverankerung konzipiert. Sie zieht den Draht zu beiden Seiten gleichzeitig ein. So verhindert sie das „Schiefziehen“ durch einseitiges Spannen.

Profi-Tipp: Beim Verankern empfiehlt es sich, die Ratsche immer auf der gleichen Seite anzubringen, damit man sie zum eventuellen Nachspannen (wenn der Baum sich in der Pflanzgrube gesetzt haben sollte) auf Anhieb wiederfindet!

Wasser – mal zu wenig, mal zu viel

Durch das Verpflanzen vieler seiner Feinwurzeln beraubt, muss  der Baum in den ersten Anwachsjahren noch mit Wasser versorgt werden. Da Wasser schneller wegläuft als versickert, müssen praktische Lösungen her. Ein Gießrand aus Erde ist häufig die erste Idee. In dem sammeln sich allerdings gerne Laub und andere organische und anorganische Stoffe. Irgendwann steht der Baum dann zu tief im Boden. Alternativ zeigt Meyer auf der GaLaBau den Bewässerungssack Treegator®. Das Original aus den USA wird mit bis zu 60 Liter Wasser befüllt, nachdem es mit einem Reißverschluss wie ein Oberhemd um den Stamm gelegt wurde. In den folgenden Stunden versickert das Wasser dann gemächlich im Boden. Jeder Tropfen kommt dort an, wo er gebraucht wird. Und das Befüllen dauert allen­falls ein bis zwei Minuten!

Stammschutz – oft unterschätzt

Der Stamm eines Baumes in unseren Kulturlandschaften ist gefährdeter als man denkt: In den ersten Jahren an der Pflanzstelle, seinem ehemaligen Baumschulquartier und dem dort schützenden Schatten der Nachbarbäume entrissen, drohen dem Stadtbaum umso mehr starke Sonneneinstrahlung und Frostnekrosen. In späteren Standjahren, können plötzliche Freistellung bisher schattierter  Rindenpartien oder die zerstörerische Kraft eins Mähfadens am Freischneider Borke und Rinde des Stadtbaums verletzen. Letzteres ist durch den Einsatz des Treeprotect Rindenschutzes einfach und preisgünstig zu verhindern: Einfach um den Stammfuß legen, zusammenklicken und der Schutz ist bei bester Hinterlüftung gewährleistet. Gegen Sonnen- und Frostnekrosen dagegen, hilft eine teilweise Beschattung des Stammes.

 

Hitze und Frost schädigen die Stämme von Stadtbäumen

 
Sommersonnen-Nekrosen:

Sie entstehen, wenn das Kambium unter der schützenden Borke sich auf über 45 °C erhitzt. Das Gewebe unter der Rinde beginnt dann großflächig abzusterben. Zum Teil wird der Schaden erst Jahre später sichtbar.

 
Frostrisse:

Im Winter entstehen Risse durch die Sonneneinstrahlung auf den gefrorenen Stamm. Dann tauen Teilpartien des Baumgewebes rasch auf. Dabei entstehen Spannungen, die sich in Rissen entladen.

 


Ob Sommersonnen-Nekrosen oder Frostrisse, in beiden Fällen ist der Baum geschwächt. Dann wird er nicht selten nach einigen Jahren zum Risikobaum und muss womöglich teuer gefällt und nachgepflanzt werden. Dem entgegen wirken Beschattungen aus Schilfrohrmatten oder, noch besser, das Anstreichen der Borke mit einer weißen Stammschutzfarbe. Hier gilt es die Mischung aus umweltverträglichen Inhaltsstoffen und Haltbarkeit zu finden. Bisher am längsten haltbar ist, so Hermann Meyer, die Stammschutzfarbe ArboFlex. Sie hafte über sieben Jahre lang am Stamm. Die ArboFlex-Farbschicht wird durch das Dickenwachstum des Baumes immer dünner. So können sich Borke und Rinde langsam an eine höhere Strahlungsintensität durch die Sonne gewöhnen. ArboFlex wird mit einem Winkelpinsel auf einen Voranstrich aufgebracht, der die lange Haltbarkeit gewährleistet