Regelkonforme Stammanstriche – aktueller denn je

Baumpflanzungen im öffentlichen Raum werden immer seltener ohne Stammschutz ausgeschrieben. 2018 war zwar ein extrem heißes Jahr, aber auch in den vergleichsweise moderaten Jahren davor kam es regelmäßig zu Stammschäden durch Sonneneinstrahlung.

Und zwar sowohl im Sommer als auch im Winter. Im Sommer sind es Kambium-Temperaturen von über 45°, die zum flächigen Absterben des Gewebes führen. Hier kann schon ein windstiller Hochsommertag (ab 30° Lufttemperatur) ziemliche Schäden anrichten. Im Winter ist es der Temperaturunterschied von gefrorenen zu besonnten Stammbereichen, der die Südwest-Seiten aufplatzen lässt.

Sinn des Stammschutzes ist es, im Sommer die Temperatur am Stamm abzusenken und im Winter die Schere zwischen besonnten und beschatteten Bereichen nicht zu weit aufklappen zu lassen.

Anerkannte Stammschutzmaterialien sind dauerhaft locker angebrachte Schilfrohrmatten und langjährig haltbare Stammschutz-Anstriche. Bei den Matten suggeriert „dauerhaft locker“ nicht zu Unrecht einen hohen Wartungsbedarf, der in der Praxis nicht über Jahre umgesetzt wird. Bei den Anstrichen geht es dagegen um eine hohe Strahlungs-
Reflektion (Farbe = weiß) und eine Haltbarkeit zwischen 5 und 10 Jahren. Je stärker eine Stammschutzfarbe abgetönt wird, umso geringer ist ihre Schutzwirkung.

Der Stammschutz muss nach ZTV Baumpflege (Abs. 3.8) mindestens 5 Jahre halten, nach FLL Baumpflanzungen Teil 1 sogar bis zu 10 Jahren. Eine gut haftende Farbschicht wird in diesem Zeitraum immer dünner, da das Material durch das Dickenwachstum des Stammes „auseinandergezogen“ wird. Die Rinde kann sich so über die Jahre an die Umweltbedingungen anpassen.

Bei der Auswahl der Stammschutzfarbe ist also darauf zu achten, dass diese sich nicht nach einiger Zeit flächig ablöst. Das ist immer dann der Fall, wenn die Haftung der Farbe „mit sich selbst“, also mit den benachbarten Partikeln, stärker ist als mit dem Stamm (oder wenn eine Farbe nicht fachgerecht aufgetragen wurde). Das Folgende Bild zeigt einen solchen Fall:

In Tests, u. a. in Quedlinburg-Ditfurt, hat sich gezeigt, dass das 3-Komponentensystem „Arbo-Flex“ (Reinigen, Voranstrich, Arbo-Flex) bei fachgerechter Anwendung über 7 Jahre am Stamm verbleibt und nach jetzigen Erkenntnissen den geforderten 10-Jahresschutz ermöglicht.

Wegen der zunehmenden Temperaturspitzen ist zu erwarten, dass die ausschreibenden Stellen in Zukunft vermehrt auch noch nach Jahren mangelhafte Stammaufträge reklamieren werden. Die Anfangs teurer erscheinende, aber ZTV-konforme Variante einer Langzeit-Stammschutzfarbe kann also am Ende tatsächlich immer öfter die preiswertere sein.

Hinweis:
Aktuelle Ergebnisse aus 15 Jahren Forschung zum Thema finden Sie in dem neu erschienen Taschenbuch „Aktuelles Fachwissen GaLaBau“.

 

Bildquelle: Axel Sachneidewind, LLG Sachsen-Anhalt, Quedlinburg