Reklamationsfalle Terrassenbau
Holzterrassen sind im Trend – schlechte Holzqualitäten leider auch. Risse, Werfen des Holzes und Fäule sorgen für Unmut der privaten oder auch öffentlichen Auftraggeber. „Teilweise treten gravierende Schäden auf, die sich durch bessere Planung ganz leicht vermeiden ließen“, sagt Thomas
Wilper, Holzsachverständiger und Terrassenexperte. Hier das Beispiel eines Naturbades, ein Beitrag von Dr. Constantin Sander.
Beim Naturbad Murg, direkt an der Schweizer Grenze, wurden die Stege zuerst aus hochwertigem Lärchenholz gefertigt. Schon nach wenigen Jahren traten jedoch Probleme auf: Aufgrund ständiger Durchfeuchtung des Holzes, faulten die Beläge von unten durch und zogen auch die Trägerkonstruktion in Mitleidenschaft. Resultat: Die Stege mussten erneuert werden – kurz nach Ablauf der Gewährleistungsfrist. Solche Fälle lassen sich mit der Wahl des richtigen Holzes und mithilfe konstruktiven Holzschutzes zuverlässig vermeiden.
Zwischen Terrasse und Terrassentür gehört bei Niveaugleich zwingend ein Entwässerungsrost.
Die Vorteile von Kebonyholz
In Murg wurde nach dem Schadensfall
Kebony-Holz verlegt, das gleich mehrere Anforderungen erfüllt: Es ist dauerhaft wie Teak (Dauerhaftigkeitsklasse 1), sehr dimensionsstabil bei wechselnder Feuchte, und es hat mit Harthölzern vergleichbare mechanische Eigenschaften. In einem umweltfreundlichen patentierten Verfahren wird das Holz mit einem Bioalkohol, getränkt und dann getrocknet. Der Bioalkohol vernetzt sich mit dem Holz, so dass es zum einen von Mikroorganismen nicht mehr als Nahrung erkannt wird und zum anderen hydrophober, also wasserabweisender wird.
Thomas Wilper: „In Murg wurde sich für
Kebony entschieden, weil es eines der wenigen Holzprodukte ist, das infrage kam. Tropenholz, WPC und Holzschutzmittel sollten hier nicht zum Einsatz kommen, weil man ein "grünes" Produkt wollte. Außerdem hat
Kebony ein angenehmes Barfuß-Gefühl, sprich: Es fühlt sich samtig an und wird im Sommer nicht zu heiß. Beides können selbst nachhaltige WPC-Dielen nicht von sich behaupten.“
„Inzwischen sind ca. 43.000 Badegäste über die Kebony-Terrassen im Naturbad gelaufen“, so der Holzexperte weiter. „Und es gibt nur ein Problem: Die Sonnenölflecken auf der Oberfläche. Aber das ist mit der Reinigung im Frühjahr erledigt.“
Der Holzsachverständige Thomas Wilper zeigt typische Fehler beim Bau von Holzterrassen auf:
Abstände der stützenden Unterkonstruktion werden oft zu weit gesetzt. Zwar
bestimmt die Fachregel 02 des Verbundes Deutscher Zimmerer, dass auch Abstände von mehr als 50 cm aus statischer Sicht möglich sind. Je nach gewählter Holzart und klimatischen Einflüssen aber, können jedoch geringere Abstände nötig sein, da sich Holz auch verziehen kann und so Stolperstellen entstehen können.
Handwerker müssen auf die Feuchte des von ihnen verbauten Holzes achten. Optimal ist eine Holzfeuchte bei der Verlegung von 18 Prozent, +/-2 Prozent. Bei dieser Holzfeuchte kann mit 5 mm Fuge verlegt werden. Ist die Ware trockener, muss teilweise auch mit 10 mm Fugenabstand gearbeitet werden. Je nach Jahreszeit und Klima, kann das Holz wieder aufquellen – je nach dem, sind dann geringe Fugen oder aufgestellte Dielen die Folge.
Das Gefälle von Dielen muss mindestens ein bis zwei Prozent betragen. Zwischen ihnen, muss das Wasser frei abfließen können. Unbedingt beachten: Zwischen Terrasse und Terrassentür gehört bei Niveaugleich zwingend ein Entwässerungsrost oder eine Regenrinne - andernfalls kann bei Starkregen oder tauendem Schnee Wasser in den Innenraum des Gebäudes eindringen!
Zur Übergabe eines Gewerkes an den Auftraggeber, gehören Pflege- und Wartungshinweise. Wie wird sich das Holz verändern bzw. wie verändert sich das Erscheinungsbild der Terrasse? Ist die Oberfläche zu behandeln? In welchem Umfang muss mit Trocknungsrissen gerechnet werden? Als ein besonderer Service, können Wartungsintervalle vereinbart und so Schäden frühzeitig erkannt oder rechtzeitig behoben werden.
Welcher Gebrauchsklasse sind Terrassen nach DIN zuzuordnen?
Terrassen sind nach DIN 68800, Teil 1, mindestens der Gebrauchsklasse 3 zuzuordnen. Kriterien sind dabei die direkte Bewitterung und kein ständiger Erd- oder Wasserkontakt. Kann das befeuchtete Holz schnell wieder abtrocknen, gehört es in die Gebrauchsklasse 3.1. Ist aber anzunehmen, dass sich Wasser im Holz anreichert (sei es auch nur räumlich begrenzt!), gehört es in die Gebrauchsklasse 3.2.
Vernünftige Planung schützt
Thomas Wilper meint denn auch zusammenfasssend: „Oft wird nur entworfen, aber nicht wirklich geplant.“ Echte Planung aber, beginnt nach Wilperts Ansicht schon mit der Auftragsklärung zu einer Terrasse. Wird sie barfuß begangen? Wird sie, wie z.B. bei Schwimmbädern, häufig befeuchtet? Welche Lebensdauer erwartet der Kunde? Das alles beeinflusst die Wahl der Holzart, aber auch der Konstruktion. Dort wo Hölzer im Erdkontakt oder ständig befeuchtet sind, wie das bei Bäderterrassen oft der Fall ist, rutscht das Holz schnell in die Gebrauchsklasse 4. Dort ist es allerdings ratsam, Holz der Dauerhaftigkeitsklasse 1-2 einzusetzen. Ist die Planung abgeschlossen, geht es an die Bauausführung.