Sanierung der Innenstadt von Leer
Leer ist eine traditionell geprägte ostfriesische Stadt und ein Mittelzentrum. Der historische Stadtkern ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Der Klinker als typisches Element regionaler Baukultur gehört zum Stadtbild wie der Kluntje zum Ostfriesentee. Im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“ wurden von 2008 bis 2017 diverse Straßen nach historischem Vorbild mit Pflasterklinkern von Kerawil wiederhergestellt.
Ein Ziel der Stadtplanung war es, die jeweilige Straße besser zu gliedern, um Radfahrer und Fußgänger sicher zu führen. Bei den alten Stadtstraßen waren die Fahrbahnaußenseiten in Klinkerpflaster gesetzt, in der Straßenmitte befand sich ein Streifen mit Naturstein-Großpflaster. Dieses ursprüngliche Straßenbild sollte erhalten bleiben bzw. mit regionaltypischen Baumaterialien wiederhergestellt werden. Einzig die Breite des Klinkerstreifens am Fahrbahnrand passte die Stadt Leer mit einer Vergrößerung von 70 auf 120 Zentimeter den heutigen Anforderungen an. Die Klinker auf der Fahrbahn wurden gegen Kerawil-Klinker ausgetauscht, und die Großpflastersteine in der Mitte blieben erhalten. Die Bestandsklinker von der Straße wurden neben Klinkern von Kerawil wieder auf den Gehwegen verwendet.
Annäherung an das historische Vorbild
Zum Einsatz kamen Klinker in verschiedenen Sonderformaten ohne Fase, die hochkant im halben Verband verlegt wurden. Der Klinker ist eine Variation von Dunkelbraun-Rot-Blau, die mit der Stadt eigens für die Verwendung in Leer entwickelt worden ist, um den bisherigen Eindruck der Bestands-Klinkerpflasterflächen nachzubilden. Das alte Material war im vergangenen Jahrhundert vermutlich von regionalen Herstellern produziert worden. Um dem Farbbild des historischen Originals nahezukommen, näherten sich anfangs Hersteller und Stadt in mehreren Produktionschargen dem gewünschten Farbton und Format. Um einen besseren Eindruck zu bekommen, wurden jeweils auch Musterflächen verlegt. Anschließend wurden die Klinker projektbezogen produziert.
Belastbar und rutschfest
Die neuen Pflasterklinker treffen den historischen Farbton so genau, dass im Stadtbild kein Unterschied zwischen alt und neu zu erkennen ist. Die einheitliche Gestaltung der Straßenzüge erzielt einen hohen Wiedererkennungseffekt und schafft Identifikationspunkte für die Menschen vor Ort. Zusätzlich bewirken die regionaltypischen Materialien und Bauweisen eine hohe Authentizität. Den starken Belastungen im Straßenverkehr – bis zu 2.500 Fahrzeuge am Tag und Schwerlastverkehr mit bis zu zehn Tonnen Achslast – hält der Klinker mühelos stand. Darüber hinaus bietet er im Gegensatz zu manchen Natursteinen für Pkw, Fahrräder und Fußgänger eine rutschfeste Oberfläche.